Stimmen
Grußwort des Erlanger Oberbürgermeisters Dr. Florian Janik
Oberste Verpflichtung

„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Eine Maxime, die nicht nur mit Artikel 1 das Grundgesetz unseres Landes einleitet, sondern auch eine Verpfl ichtung darstellt, an der ich mich als Oberbürgermeister
jeden Tag aufs Neue messen lassen muss. Dabei sind es oft die kleinen Entscheidungen, die gerade in der Lokalpolitik große Auswirkungen auf die Würde des Menschen haben, etwa Angebote unserer sozialen
Einrichtungen, Möglichkeiten der Mitwirkung oder Zugang zu vor- und außerschulischen Einrichtungen. Wie erfolgreich es mir gelingt, in Erlangen für die Würde des Menschen einzutreten, entscheidet sich Tag
für Tag im Miteinander von Politik und Stadtgesellschaft und am Ende der Wahlperiode an der Urne.

Dabei machen wir uns alle – mich eingeschlossen – im Alltag meist gar nicht genug Gedanken darüber, was für uns persönlich der Begriff „Würde“ bedeutet. Meist defi nieren wir ihn nur aus dem Negativen
heraus, wenn wir meinen, unsere oder anderer Leute Würde werde verletzt. Deshalb fi nde ich es großartig, dass nun Jörg Amonat mit seinem Projekt „Würdemenschen“ nach einem erfolgreichen ersten Durchgang in unserer Partnerstadt Jena über das ganze Jahr hinweg mit den unterschiedlichsten Einrichtungen und Organisationen – von Schulen über das Kinderhospiz bis hin zum Seniorenbeirat – und Menschen aus allen Bereichen – von unseren Ehrenbürgern bis zu Obdachlosen Gespräche über deren Sicht auf die Würde des Menschen führt. Auch ich selbst stehe dem Künstler Rede und Antwort, und ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis.

Schon jetzt darf ich Sie alle einladen, am 3. Oktober 2021 mit unseren Gästen aus Jena zusammen die Ausstellung zu besuchen, die zunächst noch hauptsächlich mit Tafeln aus unserer Partnerstadt bestückt sein
wird. Die Portraits der Würdemenschen sind dann noch bis Ende des Jahres in Kreuz + Quer zu sehen und werden je nach Fortgang des Projekts immer mehr durch die in Erlangen entstandenen Arbeit ersetzt.

Ich wünsche Jörg Amonat den verdienten Erfolg und danke ihm für seine einzigartige Arbeit von der Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Die Künstler“ meinte:

„Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben,
bewahret sie!
Sie sinkt mit euch! Mit euch wird sie sich heben!“


Dr. Florian Janik
Peter Steger, Stadt Erlangen - Büro für Chancengleichheit und Vielfalt / Internationale Beziehungen
Würdemenschen im Zentrum der Partnerschaft

Die Städtepartnerschaft Erlangen – Jena geht in ihr 35. Jahr. Viele Projekte sind seither entstanden – in Wirtschaft, Medizin, Bildung, Kultur oder Sport –, für die etwa das Zentrum für Selbstbestimmtes Leben,
das Rote Kreuz, der Technologie- und Innovationspark oder die Dreieckspartnerschaft mit Wladimir stehen. Noch nie aber stand, wie heuer, ein ganzes Jahr unter dem Vorzeichen eines Projektes.

Nachdem das Konzept „Würdemenschen“ von Jörg Amonat bereits in Jena überzeugend aufgegangen ist, entwickelt es sich nun in breiter Vielfalt bis Ende 2021 in Erlangen und bezieht dabei eine bisher nicht erreichte Fülle von Personen, Vereinen und Organisationen aus allen denkbaren Bereichen ein. Besonders schön daran die Verbindung zu Jena und den dort erarbeiteten Schautafeln.

Geradezu idealtypisch erarbeitet sich somit das Projekt nicht nur die Erlanger Stadtgesellschaft, sondern spürt auch dem breitangelegten Gefl echt der Verbindungen mit Jena nach und komponiert damit unter dem Vorzeichen der Menschenwürde in ihrer so unterschiedlichen Interpretation das vielstimmige Klangbild einer der ältesten und noch immer quicklebendigen deutsch-deutschen Städtepartnerschaften.
Anke Steinert-Neuwirth, Kulturreferentin der Stadt Erlangen
Das was mich an Jörg Amonats künstlerischem Wirken sehr beeindruckt ist sein Kunstverständnis und seine Arbeitsweise, die ich bei Gesprächen und Begegnungen mit ihm in den letzten Jahren erfahren durfte. Vielleicht denkt man bei seinem Projekt „Würdemenschen“ zunächst ganz schlicht „nur“ an ein soziales partizipatives Projekt. „Würdemenschen“ ist ein Projekt inmitten und mit der Stadtgesellschaft. Eine Vielzahl von interdisziplinäre Kooperationen und die direkte Kommunikation mit den Menschen sind dabei zentrale Aspekte seines künstlerischen Schaffens. Sein Projekt ist eine umfassende künstlerische Prozessarbeit. Alle Bestandteile, die im Laufe des Prozesses entstehen versteht Jörg Amonat als einzelne Formen aus unterschiedlichen „Materialien“, die miteinander korrespondieren, zum Teil korrelieren und zusammengefügt ein Werk ergeben. Aus seiner Perspektive als bildender Künstler, als Bildhauer ist dieses Werk wie eine Skulptur zu betrachten.

Ich freue mich persönlich sehr, dass nachdem bereits in unserer Partnerstadt Jena ein solches Werk entstanden ist, in diesen Monaten auch in Erlangen eine - wenn auch sicher ganz andere „Skulptur“ – gerade am Entstehen ist.
Amir, 10 Jahre
Lieber Herr Amonat
Ich bin fröhlich, dass Sie für uns Zeit hatten und ohne Sie hätte ich nichts von dem Thema Würde gewusst.
Die Theaterstücke haben mir gefallen und am meisten hat mir das Kellner-Theaterstück gefallen. Am Anfang habe ich gedacht, dass Sie mit uns Kunst machen, aber das ist egal. Das mit dem Foto, das hat mir auch gefallen, dass Sie uns fotografiert haben und wir sogar die Kleidung und den Platz dafür aussuchen durften. Und das sage ich nochmal: ich bin fröhlich, dass Sie da sind.
Dein Amir
Dr. Elisabeth Preuß, Projektkoordinatorin für Dezentrale Bildungsarbeit und SeniorenbildUNG
Die Aufmerksamkeit für Artikel 1 unseres Grundgesetzes ist den vergangenen Jahres gestiegen. Das ist
wichtig und gut. In manchem Kontext macht das aber auch nachdenklich und manches Mal sind Demokrat*innen sogar entsetzt, wie unser Grundgesetz zur Ausgrenzung von Menschen missbraucht wird. Umso aktueller ist das Projekt von Jörg Amonat, der Gruppen quer durch unsere bundesrepublikanische Gesellschaft fragt: „Was bedeutet denn für Dich/für Sie Menschenwürde? Je mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus unterschiedlichsten Lebenssituationen sich mit dem Begriff auseinandersetzen (und mit Herrn Amonat ist das sehr intensiv), desto besser. Wenn dann am Ende möglichst alle verstehen, dass „Würde“ zu Freiheit gehört, dass aber Freiheit nicht ungezügelte Freiheit heißt, sondern dass Freiheit Grenzen hat, wenn sie die Rechte und Würde anderer verletzt, dann ist viel gewonnen.
Sevya, 10 Jahre
Lieber Herr Amonat,

Ich fand das Projekt ganz toll.

Für mich war die Würde neu. Ich wusste als erstes nicht was Würde bedeutet. Danach, als Sie gekommen waren, da habe ich mir ganz viele Gedanken gemacht. Ich fand den Text toll und das Foto. Mir hat es auch gefallen, dass wir unsere Lieblingskleidung mitbringen durften und die Dinge, mit denen wir uns toll fanden.

Am meisten hat mir das Foto von Albrecht Dürer gefallen, weil er sich wie Jesus gemalt hat und ein Finger nach oben in den Himmel gezeigt hat zu Gott. Jeder ist einzigartig und nett. Mir hat auch das Theater gefallen.

Viele Grüße, Ihre Sevya